Ein Weltklasse-Duo
Rettungshundeführerin Kirsi Myöhänen und Labrador Retriever Noseworks Ukko „Jedi“
Bei der 26. IRO Weltmeisterschaft für Rettungshunde zeigte das Duo aus Finnland eine Glanzleistung. Am Ende gewannen sie in einem packenden Krimi die Goldmedaille in der Sparte Flächensuche. In unserem Interview spricht Kirsi über diesen Moment, ihren Einstieg in die Rettungshundearbeit, die regelmäßigen Trainingseinheiten und ihre Zukunftspläne.
Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft. Wie hast du den Sieg erlebt?
Vielen Dank an die IRO und die Organisatoren dieser unvergesslichen Veranstaltung! Meine erste Reaktion war, dass ich anfing zu weinen, als ich die Nachricht über den ersten Platz erhielt. Ich habe Jedi für seine großartige Leistung umarmt, wirklich unglaublich! Einen Tag vor Beginn der WM war unser Team noch im Ungewissen, ob wir am Wettkampf teilnehmen können, weil unser Flug gestrichen wurde. Und fünf Tage später stand ich dann auf dem Podium und hörte die finnische Nationalhymne. Ich bin glücklich und dankbar.
Als wir wieder am Flughafen Helsinki-Vantaa ankamen, waren mehrere Leute von unserem Verein „Finn Rescue K9 Association“ (FRF K9) und von unserer Trainingsgruppe da, um den Erfolg mit uns zu feiern. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, zu einem so tollen Team zu gehören, und ich danke allen von ganzem Herzen, dass sie diesen Moment mit mir geteilt haben.
Was motiviert dich, an großen Sportereignissen wie einer Weltmeisterschaft teilzunehmen?
Ich liebe die Arbeit mit Rettungshunden und internationale Veranstaltungen sind die beste Gelegenheit, alte und neue Freunde zu treffen, Spaß zu haben und sich mit anderen auszutauschen. Ich nehme seit 2014 regelmäßig an Weltmeisterschaften teil und es ist wirklich eine großartige Erfahrung.
Ich bin stolz darauf, FRF K9 zu vertreten und durch meine aktive Mitgliedschaft in der internationalen Rettungshundegemeinschaft möchte ich ein Vorbild dafür sein, sich zu vernetzen und Wissen zu Ausbildung und Anforderungen an die Einsatzbereitschaft von Rettungshunden auf internationaler Ebene zu teilen. Ich möchte auch die Botschaft vermitteln, dass sich selbst die kühnsten Träume verwirklichen lassen. Man muss nur an sich selbst glauben und ein bisschen verrückt sein, oder zumindest eine Eigenschaft haben, die wir in Finnland „sisu“ nennen.
Wie bist du zur Arbeit mit Rettungshunden gekommen?
Ich denke, alles fing damit an, dass ich den starken Wunsch hatte, Menschen zu helfen, weil das etwas ist, was mich wirklich glücklich macht. Meinen ersten Hund bekam ich 2005, einen Welsh-Springer-Spaniel-Dalmatiner-Mix. Er war sehr aktiv und ich suchte nach einem sinnvollen Hobby für ihn. So schlossen wir uns vor 17 Jahren einem großartigen lokalen Rettungsteam in Ostfinnland an. Als ich 2008 nach Helsinki zog, stieg ich bei meinem jetzigen Ausbildungsverein Helsinki Search and Rescue Dogs ein und wurde mit meinem zweiten Hund namens Iines in das Einsatzteam aufgenommen. Jedi ist nun mein dritter Rettungshund.
Wie sieht dein Tagesablauf aus und wie oft trainierst du?
In meinem Alltag bewege ich mich zwischen Arbeit, Privatleben und Hundetraining, was ich alles sehr liebe. Ich arbeite als behördliche Toxikologin mit dem Schwerpunkt Gefahren- und Risikobewertung, Schutz von Menschen und Umwelt vor gefährlichen Stoffen. Im Rettungshundebereich bin ich Ausbilderin und leite zweimal pro Woche unsere Gruppentrainings in der Trümmer- und Flächensuche. Darüber hinaus trainieren wir Gehorsam, Fährtenarbeit, Wasserrettung, Mantrailing und Lawinensuche. In der Freizeit entspannen Jedi und ich uns beim Wandern oder beim Toben im Wald mit unseren Freunden.
Zurzeit mache ich eine Ausbildung zur IRO Richterin und bin sehr motiviert, diese abzuschließen. Es macht mir Spaß zu sehen, wie sich Rettungshundeteams weiterentwickeln und bei Prüfungen und Zertifizierungen für die Einsatzbereitschaft erfolgreich sind. Ich bin immer bereit, für meine Kollegen Prüfungen, Kurse, Übungen und Einsatzbereitschaftstests zu organisieren. Rettungshundearbeit ist eine Lebenseinstellung, und wenn man ein echter Rettungshundemensch ist, versteht man, dass es einem viel mehr gibt als es einem nimmt.
Wie oft werdet ihr zu einem Einsatz gerufen?
Derzeit sind Jedi und ich für die Arbeit in drei Einsatzgruppen qualifiziert. Zwei der Gruppen sind beim Freiwilligen Rettungsdienst in Finnland registriert: ein Team für die Suche in der Wildnis, das unter dem Kommando der Polizei arbeitet, und ein nationales USAR (Urban Search and Rescue) Team für die Trümmersuche, das unter dem Kommando der Feuerwehr von Helsinki steht. Die dritte Gruppe ist dem finnischen Verband zur Rettung von Meer und See unterstellt. Bisher waren wir nur in der Flächensuche aktiv, wobei wir etwa einmal im Monat zu einem Einsatz gerufen werden. Mit meinem vorherigen Hund hatte ich bereits das Glück, eine vermisste Person lebend zu finden. Dieses Gefühl werde ich nie vergessen. Es war weitaus erfüllender als der Gewinn der Weltmeisterschaft.
Was sind deine Ziele für die Zukunft mit Jedi?
Seit dem Tag, an dem ich mit der Rettungshundeausbildung begonnen habe, bin ich bemühmt, meine Fähigkeiten in diesem Bereich laufend weiterzuentwickeln. Mit Jedi arbeite ich in vielen unterschiedlichen Rettungshundesparten: Wir haben die Stufe B in der Flächen-, Trümmer- und Lawinensuche erreicht und beginnen nächstes Jahr mit der Stufe B in der Fährtensuche und Wasserrettung. Im Mantrailing haben wir es einmal erfolglos mit der Stufe A versucht; das stellte sich für uns als schwierige Disziplin heraus, vor allem wegen des Einflusses auf Jedis Verhalten bei der Fährtensuche im Gelände. Ich hoffe, dass ich eines Tages IRO Richterin werde und Jedi in allen Sparten Stufe B Prüfungen absolviert hat. Wir haben noch viel zu lernen.
Mein vorrangiges Ziel als Rettungshundeführerin ist es, Menschenleben zu retten. Jedi ist ein so treuer Freund, der immer bereit ist zu arbeiten, sein Bestes zu geben und der jede Aufgabe, die ihm gestellt wird, mit Freude annimmt.
Ich hoffe auch, dass ich einen positiven Impuls in den Trainings setzen und den Leuten mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Außerdem möchte ich dazu beitragen, die Techniken und Taktiken im Rettungshundebereich auszubauen, und ein Vorbild für Anfänger und alle, die sich in diesem Feld weiterentwickeln wollen, sein.
Lasst uns zusammenarbeiten, uns gegenseitig helfen und Leben retten! Gemeinsam sind wir mehr!
Stufe B = Höchste Prüfungsstufe
Stufe A = Zweithöchste Prüfungsstufe