Hunde in der Personensuche
Ein Interview mit IRO Beurteiler, Richter und Trainer Alois Russegger
Alois ist seit mehr als 40 Jahren Rettungshundeführer und hat zahlreiche Einsätze im Land Salzburg aber auch drei internationale Erdbebeneinsätze absolviert. Heute liegt sein Schwerpunkt in der Ausbildung sowie dem Prüfen von Rettungshunden. Wir haben uns mit ihm über die Ausbildung im Bereich Mantrailing unterhalten und die Besonderheiten dieser Sparte.
Erkläre uns bitte, was genau Mantrailing ist und welche Hunde sich dafür eignen?
Im Mantrailing geht es darum, mithilfe von Hunden vermisste Personen („Man“) aufzuspüren („trail“). Generell sollte das Trailen aus zwei Sichtweisen betrachtet werden, zum einen aus der Perspektive des Sports zum anderen des Einsatzes. Für den sportlichen Bereich kann ein normal veranlagter Hund gut eingearbeitet werden. Für den Einsatz als Trailer in einer Rettungshundestaffel reicht es nicht aus, den Hund sportlich zu führen, sondern der Hund muss gleichzeitig über besondere Charaktereigenschaften wie Teamfähigkeit und einen ausgeprägten Such- und Finderwillen verfügen. Die Rasse ist sekundär, wobei manche Hunde sicherlich bessere Voraussetzungen haben als andere. Jagdhunderassen sind für den Job als Trailer beispielsweise besonders gut geeignet, da sie zwar Grundgehorsam, aber vielfach keinen ‚blinden Gehorsam‘ haben. Und das ist ein ganz entscheidender Aspekt, denn beim Trailen sollen sich die Hunde nicht bereits durch leichte Einwirkungen ihres Menschen ablenken lassen. Sie müssen fähig sein, selbst Entscheidungen zu treffen und sich durchzusetzen, gleichzeitig aber auf klare Kommunikation des Hundeführers reagieren.
Worin besteht der Unterschied zwischen Mantrailing und Fährtensuche?
Den Trailer mit einem Fährtenhund zu vergleichen ist nicht zulässig. Der Fährtenhund soll vom Ansatz der Fährte mit tiefer Nase die Fährte spurgetreu verfolgen. Dabei orientiert er sich an den Bodenverletzungen auf natürlichem Untergrund wie zum Beispiel Wiese oder Erde. Der Trailer bekommt einen Bereich zugewiesen, in dem die Person zuletzt war. Dort riecht er an dem jeweiligen Geruchsartikel und gibt danach vor, in welche Richtung die Spur verläuft. Der Trailer holt sich den Geruch dort, wo er ihn wahrnimmt. Das kann vom Boden, aber auch aus der Luft sein. Durch Faktoren wie Wetter, Wind, Thermik oder Straßenverkehr können Geruchspartikel verwirbelt werden. Für den erfahrenen Trailer jedoch kein Problem, denn er kann den Geruch auch über weite Strecken noch aufnehmen.
Wenn Hunde für das Einsatzgeschehen vorbereitet werden, welche Situationen werden trainiert?
Das Arbeiten mit Negativspuren ist beispielsweise wichtig. Die Hunde erhalten einen Geruchsträger, von einer Person, die nie zugegen war. Im Idealfall wird der Hund die Suche nicht starten, sondern seinem Hundeführer zu erkennen geben, es gibt hier keine Spur. Auch Situationen, in denen Personen in ein Auto oder den Zug einsteigen und sich die Spur verliert, werden regelmäßig trainiert.
Was begeistert dich am meisten am Mantrailing?
Zu beobachten, wie sich Hunde bereits im frühen Welpenalter, ab etwa neun Wochen, für die Suche begeistern lassen und wie sie sich bemühen, jede noch so kleine Spur zu finden – das ist etwas Besonderes. Der Aufbau und das Formen der Hunde ist für mich persönlich absolut spannend. Schön zu beobachten ist auch, wenn das Zusammenspiel aus Hund und Mensch funktioniert und Teams komplexe Aufgaben, wie etwa Kreuzungen, lösen und letztlich den richtigen Ausgang finden. Einzigartig ist auch, dass ein Hund bis ins hohe Alter trailen kann, wenn auch nicht im Einsatzbereich, aber als sportliche Betätigung ist es allemal eine sinnvolle Beschäftigung für alternde Hunde.
Die Internationale Rettungshunde Organisation bietet für ihre Trainer eine Mantrailing-Ausbildung an. Worauf wird in der Ausbidung besonders Wert gelegt?
Im Rahmen der Trainerausbildung ist es uns vor allem wichtig, dass die Trainer mit ihren eigenen Hunden arbeiten, um das erlernte Wissen direkt praktisch anwenden und zuhause selbst weiter vertiefen zu können. Die IRO Trainer werden ihre Hunde, selbst wenn sie diese bereits aktiv in einer anderen Suchdisziplin führen, nochmals neu kennenlernen. Zur Sicherstellung des Ausbildungserfolges schließt das Programm mit der Prüfung IPO-R A Nasenarbeit. Die A-Prüfung ist für die Teilnehmer ein greifbares Ziel, auf das sie im Rahmen der Ausbildung hinarbeiten. Entscheidend ist auch, dass Mantrailing ohne Probleme als Ergänzung zu anderen Suchdisziplinen ausgeübt werden kann. Ein Trümmerhund wird sein Handwerk nicht verlernen, nur weil er mit dem Trailen beginnt. Hunde erkennen über bestimmte Rituale, welche Aufgabe sie erwartet. So tragen sie beim Mantrailing etwa ein Geschirr, was bei der Trümmersuche nicht der Fall ist.