Die Kompetenz Rettungshund
Ein Interview mit IRO Ausbildungsreferentin Jerneja Ternovec
Jerneja Ternovec ist seit 1995 aktive Rettungshundeführerin und hat in ihrer Heimatregion Sloweniens ein Rettungshundeteam aufgebaut. Sie ist Trainerin, FCI Richterin und seit 2008 auch internationale IRO Richterin. In einem persönlichen Interview spricht sie über die Anforderungen an Rettungshundeteams und die Bedeutung von einheitlichen Qualitätsstandards im Training.
Die Ausbildung von qualifizierten Rettungshundeteams ist eine der wichtigsten Aufgaben der IRO. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Internationale IRO Prüfungen?
Die bei Internationalen IRO Prüfungen eingesetzten Richter verfügen über ein fundiertes Fachwissen in der Rettungshundearbeit. Die meisten von ihnen sind auch selbst aktive Rettungshundeführer und Trainer. Unser Pool an ausgebildeten Richtern ist begrenzt, da die Kandidaten ein umfangreiches Prüfungsverfahren durchlaufen müssen, um das IRO Zertifikat zu erhalten. Durch dieses strenge Auswahlverfahren können wir ein hohes Maß an Qualität bei unseren internationalen Prüfungen gewährleisten.
Aufgrund der hohen Anforderungen bei den Internationalen IRO Prüfungen sind die Teilnehmer auch besser vorbereitet als etwa bei nationalen Prüfungen. Sie beschäftigen sich im Vorfeld intensiv mit der Internationalen Prüfungsordnung für Rettungshunde (IPO-R) und schätzen die Möglichkeit, ihre Leistungen von einem unabhängigen, international besetzten Richterteam bewerten zu lassen.
Darüber hinaus müssen auch die Organisatoren der Prüfungen strenge Auflagen bezüglich der Prüfungsgelände einhalten. Die IRO Richter überprüfen die Erfüllung der Anforderungen und im Falle von Mängeln müssen die Veranstalter entsprechende Anpassungen vornehmen.
Was macht das IRO Ausbildungssystem so besonders und warum gehören IRO zertifizierte Rettungshunde zu den besten der Welt?
Das IRO Ausbildungssystem hat sich über die Jahre hinweg ständig weiterentwickelt und verbessert. Mittlerweile wissen wir, dass es nicht nur einen Weg gibt, einen Rettungshund auszubilden, sondern mehrere. Unsere Trainer verfügen über ein umfangreiches Wissen in diesem Bereich und können ihre Arbeit auf die individuellen Bedürfnisse der Hunde abstimmen. So können wir eine gezielte Ausbildung der Hunde gewährleisten und ihnen die Möglichkeit geben, Höchstleistungen zu erbringen. Darüber hinaus sind die IRO Leadtrainer ständig bestrebt, das Ausbildungsniveau konstant hochzuhalten und auf länderspezifische Besonderheiten im Training einzugehen.
Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass vor allem die IRO Beurteiler, aber auch unsere Trainer über viel Einsatzerfahrung verfügen und dieses Wissen in unsere Trainings und Kurse einfließen lassen. Es ist uns wichtig, dass die Rettungshundeteams die für einen Einsatz notwendigen Strategien, Suchtaktiken und Kommunikationsfähigkeiten erlernen. Unser Ausbildungssystem ist daher nicht starr, sondern wird durch das Feedback unserer Rettungshundeführer und IRO Experten ständig angepasst und verbessert.
Der IRO ist es schon früh gelungen, in Zusammenarbeit mit der FCI (Fédération Cynologique Internationale) weltweit anerkannte Prüfungsstandards zu etablieren. Warum ist dies für die Ausbildung von Rettungshunden wichtig?
Wir arbeiten seit vielen Jahren mit der FCI zusammen. Gemeinsam haben wir es geschafft, ein einheitliches Regelwerk für den Rettungshundesport zu entwickeln. Eine fundierte und qualitativ hochwertige Ausbildung im sportlichen Bereich ist für uns deshalb so wichtig, weil viele Menschen durch den Sport ein Interesse an der Rettungshundearbeit entwickeln und sich dann entschließen, einer Einsatzorganisation wie beispielsweise der Feuerwehr beizutreten.
Was ist das Besondere an der Arbeit mit Rettungshunden und was braucht es, um Rettungshundeführer zu werden?
Die Arbeit im Team, der Zusammenhalt und der Austausch mit Gleichgesinnten ist inspirierend. In den vielen Stunden, die man gemeinsam mit anderen Hundeführern auf dem Übungsplatz verbringt, ist Spaß immer garantiert. Das Wichtigste für Hund und Hundeführer ist, dass sie Spaß an der Arbeit haben. Nur dann wird man als Team erfolgreich sein und Menschen in Not helfen können.
Rettungshundeführer müssen viele Fähigkeiten und Eigenschaften mitbringen. Sie müssen körperlich fit sein, ihre Hunde gut lesen können und über gute Kommunikationsfähigkeiten verfügen. Sie sind in der Lage, eine Führungsrolle zu übernehmen, sich aber auch in die Gruppe einzugliedern. Die Fähigkeit, mit seinem Hund, aber auch mit anderen Hundeführern als Team zu arbeiten, ist besonders wichtig.
Warum bist du Rettungshundeführerin geworden?
Alles begann als ich meinen ersten Labrador Retriever von meinen Freunden aus Schulzeiten zum Geburtstag geschenkt bekam. Ich wollte etwas Sinnvolles mit dem Hund machen und mit ihm arbeiten, und durch den Bruder eines Freundes kam ich zur Rettungshundearbeit. Ich war sofort fasziniert von der guten Atmosphäre und den Menschen.
Als mein Hund gleich bei unserem ersten Einsatz die vermisste Person fand, wusste ich sofort, dass wir diese wertvolle Arbeit auch in Zukunft fortsetzen würden.