Rettungshunde nach Tornado gefordert
Naďa Kramolišová ist Rettungshundeführerin unserer Mitgliedsorganisation SIRIUS und des tschechischen USAR (Urban Search and Rescue) Teams. Sie schilderte uns ihre Erlebnisse von dem Einsatz nach dem Tornado, der am Donnerstag, 24. Juni 2021 abends über mehrere Dörfer in den Regionen Břeclav und Hodonín fegte.
Um 21.23 Uhr wurde ich als USAR CZ Hundeführerin kontaktiert, um mit meiner Hündin Nicky die Sucharbeiten zu unterstützen. Um Mitternacht trafen wir gemeinsam mit drei weiteren Rettungshundeteams und vier USAR-Mitgliedern am Unglücksort ein, um den zugewiesenen Bereich im Dorf Mikulčice zu durchsuchen. Es erreichten uns immer wieder Nachrichten, dass bislang keine Vermissten gemeldet wurden, die Naturkatastrophe jedoch einige Todesopfer sowie mehr als 150 Verletzte forderte.
Das Schadensausmaß war enorm und die Anforderungen an unsere Hunde waren vielfältig. Es wurden Häuser stark beschädigt oder ganz zerstört, Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt, Autos durch die Luft gewirbelt und Lastwagen zum Umstürzen gebracht. Die Hunde suchten die zerstörten Strukturen sowie weitläufige Bereiche nach verschütteten und vermissten Personen ab. Sie mussten dabei sehr fokussiert arbeiten, da die Instabilität der Gebäude, herumliegende Glasscherben sowie sonstige scharfe Objekte die Sucharbeit äußerst gefährlich gestalteten. Darüber hinaus durchstreiften zahlreiche verängstigte Haustiere, wie Katzen, Hunde und Vögel, den Ort. Auch davon durften sich die Hunde nicht ablenken lassen. Manchmal zeigten unsere Hunde einen Fund an. Dabei handelte es sich jedoch immer um Personen, die in den Ruinen ihrer Häuser saßen und diese nicht verlassen wollten.
Auch für uns Rettungshundeführer war der Einsatz anspruchsvoll. Einerseits ist es für uns wichtig, konstant unsere Hunde und ihren Fortschritt in der Suche zu beobachten und andererseits mussten wir die Stabilität der Gebäude im Auge behalten. Es ist unsere Verantwortung, weder uns noch unsere Hunde in Gefahr zu bringen. Durch die Arbeit bei Nacht konnten wir weitgehend ungestört suchen. Am nächsten Morgen waren die Umgebungsgeräusche bereits wesentlich höher, da die Einwohner wieder zu ihren Häusern zurückkehrten und die Aufräumarbeiten begannen. Hilfreich war auch, dass wir von den Einheimischen regelmäßig Hinweise erhielten, dass niemand vermisst wurde.
Unsere Arbeit endete am Freitag gegen 4.30 Uhr. Vier weitere USAR CZ Rettungshundeteams waren eingetroffen, um uns abzulösen. Sie suchten noch einige Stunden weiter bis im Laufe des Morgens die Sucharbeit mit Hunden eingestellt wurde. Sämtliche Teams blieben jedoch bis zum Abend vor Ort, im Falle einer plötzlichen Vermisstenmeldung. Während am Abend die ersten sechs Teams die Heimreise antraten, blieben zwei Rettungshundeführer mit ihren Hunden bis Samstag vor Ort.
Von der IRO Mitgliedsorganisation SIRIUS standen neben Naďa Kramolišová auch die beiden Rettungshundeführer Petr Svoboda und Adam Vasilov im Einsatz.